Fliegerin Melitta Schenk Gräfin von Stauffenberg (1903-1945)

Nun mal Hand aufs Herz: Kennt ihr Melitta Schenk Gräfin von Stauffenberg? Ich stehe dazu, dass ich – obwohl ich viele Bücher über Frauen in „Männerberufen“ gelesen habe – ihren Namen noch niemals bewusst wahrgenommen habe. Vielleicht habe ich ihn überlesen, ich glaube es aber nicht, weil ich mich schon seit meiner Jugend für die NS-Zeit interessiere und ich bei dem Namen aufgehorcht hätte.

Im Wohnzimmer von Melitta Schenk Gräfin von Stauffenberg

Melitta Schenk Gräfin von Stauffenberg (1903-1945) (auf dem Foto mit ihrem Mann Alexander Graf von Stauffenberg, das ich als Albschreiberin vor zehn Jahren im Schloss Lautlingen aufgenommen habe) ist mir begegnet, als ich als Albschreiberin das Stauffenberg-Schloss in Lautlingen besichtigte. Ich hatte das Glück, dass ich allein im Haus war und ohne nachdrängelnde Besucher jede Bildtafel anschauen konnte. Ich kam mit der Dame ins Gespräch, die an dem Nachmittag Dienst tat, und erkundigte mich, ob und wo die Kinder und Verwandten von Claus von Stauffenberg lebten. Dabei erfuhr ich von Melitta Schenk Gräfin von Stauffenberg, der Ehefrau von Claus älterem Bruder Alexander, die kurz Fliegerin war und kurz vor Kriegsende 1945 von einem amerikanischen Jagdbomber abgeschossen wurde. An den Verletzungen, die sie sich bei der Notlandung zuzog, starb sie wenig später. Mit 42 Jahren, geboren wurde sie am 9. Januar 1903 in Posen.

Zum einen hat mich fasziniert, dass Melitta Schenk von Stauffenberg Fliegerin war – zu der Zeit eine große Ausnahme. Sie gehörte zu den ersten Frauen, die alle Flugpatente besaßen und war nach Hanna Reitsch die zweite Frau in Deutschland, die zum Flugkapitän ernannt wurde. Am 28. Oktober 1937. Als Halbjüdin! Melittas Vater war Jude, ihre Mutter war evangelisch, der Vater war schon vor der Hochzeit zum evangelischen Glauben konvertiert. Bis zum Kriegsende lebte Melitta von Staufenberg in Deutschland und war einige Jahre sogar für die Luftwaffe tätig. Es heißt, dass Hermann Göring sich persönlich dafür eingesetzt hat, dass Melitta und ihre Familie trotz der jüdischen Wurzeln von der Verfolgung verschont wurden. Während des Krieges erhielt sie mehrere Auszeichnungen und am 1. Mai 1944 wurde sie zur Leiterin der Versuchsstelle für Flugsondergeräte ernannt.

Der Lebensweg von Melitta Schenk Gräfin von Stauffenberg

Melitta von Stauffenberg wurde als Melitta Schiller am 9. Januar 1902 in Posen, das zur Zeit ihrer Geburt zu Preußen gehörte, nach dem ersten Weltkrieg aber polnisch wurde, geboren, dort ist sie auch aufgewachsen. Ihr Interesse an der Fliegerei zeigte sich bereits während der Schulzeit, ihre eigenen Flugaktivitäten begannen mit Segelfliegen. Nach dem Abitur studierte sie von 1922 bis 1927 in München neben Mathematik und Physik auch Flugmechanik.

Während der Uni-Zeit spürte sie zum ersten Mal Widerstand gegen eine Frau als Fliegerin. Als sie um Aufnahme in die „Akademische Fliegergruppe“ bat, war die Reaktion verhalten. Man versuchte ihr das Ansinnen auszureden mit der Begründung, sie müsse dann mit einem Kriegseinsatz rechnen. Obwohl sie dazu bereit war, nahm man sie nicht in die Gruppe auf.

Diese Abfuhr hielt Melitta nicht von ihrem Wunsch ab, Pilotin zu werden. Sie bewarb sich um eine Stelle als Ingenieurin bei der „Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt“ in Berlin-Adlershof und beschäftigte sich dort neun Jahre lang hauptsächlich mit Flugmechanik. In dieser Zeit nahm sie Flugstunden und bestand die Prüfungen zur Flugzeugführerin, sodass sie Testflüge selbst durchführen konnte. 1937 verfügte sie über alle Flugzeugführerscheine und wurde zum Flugkapitän ernannt. Das war kurz nach ihrer Hochzeit mit Alexander Graf von Stauffenberg am 11. August 1937. Alexander von Stauffenberg war der ältere Bruder von Claus und der Zwillingsbruder von Berthold von Stauffenberg. Seine Brüder waren beide an dem Hitler-Attentat vom 20. Juli beteiligt und auch er stand in Verdacht, von der Verschwörung gewusst zu haben. Wie auch Melitta von Stauffenberg. Während ihr Mann jedoch einige Zeit im Gefängnis verbrachte, wurde sie bald wieder auf freien Fuß gesetzt, da sie als „kriegswichtig“ eingestuft wurde. Heute wird aufgrund eines Tagebucheintrags von Melitta und der Aussage eines Kollegen davon ausgegangen, dass die Fliegerin von den Attentat-Plänen gegen Hitler wusste.

Melitta von Stauffenberg konnte nach Hitlers Untergang nichts mehr dazu sagen. Sie wurde am 8. April 1945, wenige Wochen vor dem endgültigen Zusammenbruch des nationalsozialistischen Regimes auf einem Flug zu ihrem Ehemann von einem amerikanischen Jagdflugzeug abgeschossen. Sie konnte zwar noch notlanden, erlitt dabei jedoch so schwere Verletzungen, dass sie noch an der Absturzstelle starb.  24.01.2014  / 14.06.2023 Dr. Birgit Ebbert www.vergessene-frauen.de

We use cookies to personalise content and ads, to provide social media features and to analyse our traffic. We also share information about your use of our site with our social media, advertising and analytics partners. View more
Cookies settings
Accept
Privacy & Cookie policy
Privacy & Cookies policy
Cookie name Active

Who we are

Suggested text: Our website address is: http://vergessene-frauen.de.

Comments

Suggested text: When visitors leave comments on the site we collect the data shown in the comments form, and also the visitor’s IP address and browser user agent string to help spam detection.

An anonymized string created from your email address (also called a hash) may be provided to the Gravatar service to see if you are using it. The Gravatar service privacy policy is available here: https://automattic.com/privacy/. After approval of your comment, your profile picture is visible to the public in the context of your comment.

Media

Suggested text: If you upload images to the website, you should avoid uploading images with embedded location data (EXIF GPS) included. Visitors to the website can download and extract any location data from images on the website.

Cookies

Suggested text: If you leave a comment on our site you may opt-in to saving your name, email address and website in cookies. These are for your convenience so that you do not have to fill in your details again when you leave another comment. These cookies will last for one year.

If you visit our login page, we will set a temporary cookie to determine if your browser accepts cookies. This cookie contains no personal data and is discarded when you close your browser.

When you log in, we will also set up several cookies to save your login information and your screen display choices. Login cookies last for two days, and screen options cookies last for a year. If you select "Remember Me", your login will persist for two weeks. If you log out of your account, the login cookies will be removed.

If you edit or publish an article, an additional cookie will be saved in your browser. This cookie includes no personal data and simply indicates the post ID of the article you just edited. It expires after 1 day.

Embedded content from other websites

Suggested text: Articles on this site may include embedded content (e.g. videos, images, articles, etc.). Embedded content from other websites behaves in the exact same way as if the visitor has visited the other website.

These websites may collect data about you, use cookies, embed additional third-party tracking, and monitor your interaction with that embedded content, including tracking your interaction with the embedded content if you have an account and are logged in to that website.

Who we share your data with

Suggested text: If you request a password reset, your IP address will be included in the reset email.

How long we retain your data

Suggested text: If you leave a comment, the comment and its metadata are retained indefinitely. This is so we can recognize and approve any follow-up comments automatically instead of holding them in a moderation queue.

For users that register on our website (if any), we also store the personal information they provide in their user profile. All users can see, edit, or delete their personal information at any time (except they cannot change their username). Website administrators can also see and edit that information.

What rights you have over your data

Suggested text: If you have an account on this site, or have left comments, you can request to receive an exported file of the personal data we hold about you, including any data you have provided to us. You can also request that we erase any personal data we hold about you. This does not include any data we are obliged to keep for administrative, legal, or security purposes.

Where your data is sent

Suggested text: Visitor comments may be checked through an automated spam detection service.

Save settings
Cookies settings