Über Anneliese Schmidt-Schöttler, die am 26. März 1920 in Winterberg geboren wurde und am 13. Juni 2011 in Finnentrop starb, bin ich fast gestolpert. Naja, nur fast, denn ihre Skulpturen stehen in Attendorn doch schön am Rand des Weges.
Die Bildhauerin Anneliese Schmidt-Schöttler
Es ist nicht leicht, Informationen über die Bildhauerin zu finden, obwohl ihr künstlerisches Talent schon in ihrer Jugend deutlich wurde und sie bereits mit 34 Jahren in Münster ein eigenes Atelier eingerichtet hat. Als Kind einer großen Familie hat sie allerdings zunächst den traditionellen Weg beschritten, nach der Volksschule die Handelsschule besucht und eine Bürolehre gemacht. Mit 22 Jahren hat sie zunächst privaten Zeichenunterricht bekommen, besuchte dann die Dortmunder Tombrockschule und war anschließend sieben Jahre Meisterschülerin des Hagener Künstlers Karel Niestrath, ehe sie nach Münster zog und dort an der Werkkunstschule studierte. Parallel arbeitete sie da schon als Bildhauerin, ihre Skulpturen griffen einerseits christliche Motive, Engel oder die Madonna auf, andererseits gestaltete sie aber auch Mahnmale gegen den Krieg. In einer Online-Verkaufsanzeige habe ich gerade die Bronze-Skulptur eines Eichhörnchens entdeckt, die für 1.300 Euro angeboten wird. Anneliese Schmidt-Schöttler scheint also einen Namen zu haben, auch wenn ich den bis zu meiner Teilnahme am Skulpturenrundgang in Attendorn gestern nicht kannte. Das könnte daran liegen, dass sie 1969 Münster verlassen und zu ihrem künftigen Mann ins Sauerland gezogen ist. Dieser hatte mit seiner ersten Frau in Finnentrop-Bamenohl eine Jugendherberge aufgebaut und dort arbeitete Anneliese Schmidt-Schöttler nun mit als Herbergsmutter.
Die Kunst von Anneliese Schmidt-Schöttler
Sie war zwar weiterhin als Bildhauerin tätig und soll wohl auch in Ausstellungen vertreten sein, allerdings habe ich keine Artikel darüber gefunden. Lediglich im Nachruf im Sauerlandkurier wird darauf verwiesen, dass ihre Werke im „Landesmuseum Münster und in der Synagoge Essen, in den Ratshäusern im Kreis Olpe, in Lüdenscheid, in Rheine, in den Museen Attendorn, Dortmund, Paderborn, Meschede, Bad Waldliesborn, Arnsberg, im Morgenhaus Soest, in den Volksbanken des Hochsauerlandkreises und Grevenbrück, den Jugendherbergen in Stade, Höxter und natürlich vor ihrer Herberge in Bamenohl“ zu sehen waren. „Schwerpunkte bildeten meist Portraitplastiken, aber auch Kopfzeichnungen.“ Der räumliche Schwerpunkt lag im Sauerland und in Westfalen, dabei war sie vorher in der ganzen Welt unterwegs war, wenn nicht als gestaltende Künstlerin, dann als Solistin im Münsteraner Madrigalchor. Im Sauerland war sie allerdings bis ins hohe Alter künstlerisch nachhaltig aktiv – 2002 wurde in Wenden die von ihr entworfene Brunnensäule mit Kuh, Eseln und Vögeln eingeweiht, in Attendorn steht vor dem Rathaus nicht nur die nebenstehende Skulptur „Mutter mit Kind“, die 1986 aufgestellt wurde, sondern neben dem Rathaus auch der Brunnen aus dem Titelbild „Geben und nehmen – strömen und ruhn“ (1987) und in Olpe können Besucher:innen mit einer Bronzegruppe „Wäscherinnen“ auf der Bleichwiese nachvollziehen, was früher einmal auf der Wiese geschah, Frauen legten Wäschestücke dort aus, um Wäsche im Sonnenlicht zu bleiben.
Ich habe mir vorgenommen, sollte ich einmal wieder nach Olpe kommen, die Frauen auf der Bleichwiese zu besuchen, ich liebe es, wenn Skulpturen Alltagsgeschichte zeigen, besonders dann, wenn sie so vergessen sind wie die Frau, die die Kunstwerke geschaffen hat. © 2025 Dr. Birgit Ebbert www.vergessene-frauen.de
Artikel über Anneliese Schmidt-Schöttlers Atelier in der Jugendherberge
„Anneliese Schmidt-Schöttler ist tot“ (SauerlandKurier 19.06.2011)
Erlebte Geschichten mit Anneliese Schmidt Schöttler (WDR-Beitrag 27.05.2007)
Der Förderverein der Jupp Schöttler-Jugendherberge hat übrigens eine Biografie über die Künstlerin herausgegeben unter dem Titel „Mancherlei Dasein – Die Bildhauerin Anneliese Schmidt-Schöttler – Eine Monographie“ (1995)