Als ich im Frühjahr an den Texten für den Adventskalender „Starke Frauen“ saß, sind mir verschiedene Frauen wiederbegegnet, von manchen kannte ich bisher nur die Namen und einige waren mir völlig unbekannt. So hatte ich noch nie von Margaret Cavendish gehört, dank eines ausführlichen Beitrags auf der Seite der Gleichstellungsstelle der Universität Münster weiß ich inzwischen mehr und bin echt beeindruckt.
Was man vom Leben der Margaret Cavendish weiß
Das ist tatsächlich eine wichtige Frage, denn sie lebte vor 400 Jahren, in einer Zeit, als Frauen ohnehin nichts zu melden hatten außerhalb von Haus und Hof. Es ist ohnehin ein Wunder, dass ihre Schriften überliefert sind, was dafür spricht, dass sie zu jener Zeit öffentlich kursierten. Dennoch ist das Geburtsdatum der Frau nicht bekannt, gesichert scheint, dass sie 1623 als Margaret Lucas geboren wurde. Sie wurde Hofdame der englischen Königin Henrietta Maria, die aus Frankreich stammte. So kam auch Margaret nach Frankreich, als das Königspaar einige Zeit aus London fliehen musste. Ludwig der XIV nahm sie gerne bei sich auf. Margaret lernte dort ihren Ehemann William Cavendish, den Marquess von Newcastle kennen, woraufhin sie zur Marchioness von Newcastle wurde. Allerdings reichte es Margaret nicht, sich um ihren Mann zu kümmern. Sie wollte ihre Gedanken aufschreiben. 1651 begann sie ihre Gedichte, Essays und Dramen zu veröffentlichen – unter ihrem eigenen Namen, was in jener Zeit per se schon als Skandal galt. Wenn Frauen meinten, Bücher zu publizieren, dann wenigstens anonym oder unter einem Männernamen. Margaret störte sich nicht an der Empörung, sie sorgte im Gegenteil eher für noch mehr Aufruhr, denn in ihren Schriften hinterfragte sie so manche vermeintlich allgemeingültige Theorie der Männerwelt. Vor allem ihre Ablehnung der Schöpfungsgeschichte sorgte für Anfeindungen, sie wurde des Atheismus bezichtigt, was zu jener Zeit strafbar war. Selbst Mitglieder der angesehen Royal Society waren vor ihren Gedanken nicht sicher. Manches klingt heute seltsam, aber in ihren naturphilosophischen Ansichten ließen sich vermutlich manche Ansichten heutiger Naturkunde-Experten finden.
Die erste Science-Fiction-Autorin
Was mich wirklich entsetzt hat, ist, dass ich noch niemals von ihrem Roman „The Blazing World“ gehört hatte. Darin gelangt die Erzählerin über den Nordpol in eine andere Galaxie! Vor 400 Jahren! Mir sind in den letzten Jahren immer mal wieder vergessene Texte von Männern aus jener Zeit oder späteren Jahrhunderten begegnet, gerade auch im Zusammenhang meiner Recherchen zum Steampunk. Nun bin ich keine Science-Fiction-Leserin, aber es gibt ja viele Fans dieses Genres. Vielleicht liegt es daran, dass Margaret Cavendish eine Frau war, im Wikipedia-Eintrag wird auch nur darauf verwiesen, dass sie die erste weibliche Science-Fiction-Autorin ist – nein, sie ist die erste Science-Fiction-Autorin überhaupt. In den Geschichten vor ihrer Zeit ging es um Reisen um die Welt und in ferne Länder, aber nicht in eine andere. Wie gesagt, ich lese solche Bücher nicht gerne, aber diesen Roman werde ich mir als E-Book bei gutenberg.org herunterladen und zu lesen versuchen. Ich bin wirklich gespannt. Margaret Cavendish starb am 15. Dezember 1673, anscheinend hat sie doch solche Bekanntheit erlangt, dass man sich das Todesdatum wenigstens gemerkt hat. Es heißt, sie sei Englands erste weibliche Gelehrte gewesen – mit einem Hang zum enfant terrible und einem vermeintlich problematischen Feminismus. Aber wer hat das damals beurteilt? Wohl eher keine Frauen einer Frauenbewegung! © November 2024 Dr. Birgit Ebbert www.vergessene-frauen.de www.birgit-ebbert.de
Links zu Margaret Cavendish
E-Book von „The Blazing World“ auf gutenberg.org
Artikel der Universität Münster
Internet Encyclopedia of Philosophy
Werke zum Download
The Description of a New World, Called the Blazing-World by Newcastle
Philosophical Letters: or, modest Reflections upon some Opinions in Natural…
Grounds of Natural Philosophy: Divided into Thirteen Parts by Newcastle
Beitragsfoto und großes Bild von Margaret Cavendish habe ich aus wikicommons übernommen, das Bild von